| 3.8.2004 12:02 |
CERN will Entropie-Daten verkaufen
Das Europäische
Kernforschungszentrum muss mit einer Kürzung des Budges
im nächsten Jahr Rechner. Zum Ausgleich hat es jetzt eine
neue Einnahmequelle entdeckt: Bei den Untersuchungen von
hochergetischen Teilchen fallen Unmengen von Daten an, doch
nur ein kleiner Teil davon wird für die wissenschaftlichen
Untersuchungen verwendet. Die restlichen Daten, man schätzt
sie auf mehrere Terabyte pro Tag, werden jetzt kommerziell
verwertet.
"Die moderne Finanz- und Wirtschaftswelt basiert auf
Kryptographie", so CERN-Mitarbeiter Alexandre Martin, "und
die Sicherheit von moderner Kryptographie steht und fällt
mit der Qualität der Zufallsdaten. Wir haben die besten
Zufallsdaten der Welt - da liegt das doch auf der Hand".
Angeblich haben mehrere Banken, Softwarehäuser und ein
großer, ungenannter Betriebsystemhersteller Interesse
bekundet.
Geliefert werden die Daten auf CD-ROM für 10€ oder DVD für
30€. Auf den Datenträgern finden sich jeweils 10 MB-Dateien
mit echten Zufallsdaten. Diese Dateien sind alle mit
MD5-Checksummen geschützt, um Fehler beim Lesen oder
Schreben der Scheiben auszuschließen. Ein Vertrieb per
Internet wird noch geprüft. Treiber, die die Daten in den
Entropiepool verschiedener Betriebsysteme laden, sind auf
der CERN-Website zu finden.
Die Entwickler von OpenBSD, bekannt für ihre Kompetenz und
ihr Engagement in Sachen Kryptographie, raten von diesen
Entropiedaten ab. Die Daten seien nicht so sicher wie CERN
behauptet, da die Kollision von hochenergischen Teilchen
sich relativ gut berechnen ließe - ausreichend Rechenpower
vorausgesetzt. Für wirklich kritische Anwendungen empfiehlt
OpenBSD weiterhin Mitarbeiter laufend Schere-Stein-Papier
zu spielen und diese Ergebnise als Bits in den Entropiepool
zu nehmen.
(jb)
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