26.2.2008 22:04
Die Musikschule von Zeutern, Baden-Württemberg, ist die bundesweit erste, die auch Musikspiele wie „Guitar Hero“ in ihr Lehrangebot aufgenommen hat. Es gibt vier Kurse, „Einfach“, „Mittel“, „Schwer“ und „Extrem“, die jeweils sechs wöchtentliche Termine á zwei Stunden umfassen. Angeboten werden sie von Fred O. Feier, dem Drittplazierten der letzten deutschen Guitar-Hero-Meisterschaft.
„Immer weniger Eltern haben genug Rückgrat, ihre Kinder gegen deren Willen in den Blockflöten- oder Klavierunterricht, und wir mussten um unsere subventionierten Arbeitsplätze bangen“ beründete Herr Feier den gewagten Schritt, „daher mussten wir uns anschauen, was die Kinder denn wirklich gerne machen.“ Es stellte sich bei einer Umfrage in Zeutern heruas, dass die Schüler vor allem Wert auf eine möglichst gute Show legen, sich nicht mit Noten und Musiktheorie beschäftigen wollen und sich dabei auf YouTube sehen möchten.
Emil Drehmel, neun Jahre, war der erste Guitar-Hero-Schüler, und nimmt Einzelunterricht in der Stufe „Mittel“. Jede Woche muss er als Hausaufgabe in zwei neuen Liedern eine Genauigkeit von mindestens 95% erreichen. Videos davon läd er unter dem Pseudonym Guitar-Raider99 auf YouTube hoch, wo sie sein Lehrer anschauen kann. „Seit einem halben Jahr spielen meine Freunde nur noch Guitar Hero oder Frets on Fire. Ich kann zwar klasse Fußball spielen, aber ohne Ahnung von Guitar Hero werde ich nur noch gehänselt.“ Herr Feier findet es auch gut, dass Emil auf der Plastik-Gitarre spielt, „unsere echten Instrumente würden wir so einem nicht in die Hand geben wollen.“
Auf die Absolventen des „Extrem“-Kurses warten dagegen schon die ersten Jobangebote. So sucht die YouTube-Alternative sevenload.de nach jungen Gitarrenhelden, die sich auf dieser Webseite zum Affen machen und die Uniklinik Heidelberg braucht Patienten für eine experimentelle Repetitive-Strain-Syndrom-Behandlung. (jb/Flattr)