9.3.2005 20:36
Der Karlsruher Traditionsbäcker Nepp verkauft die Produkte "Brezel" (auch in der Variante "Butterbrezel"), "Laugenweckle" sowie "Käsestange" im so genannten Backabonnement. Die Vorgehensweise ist dabei wie bei den mobilen Angeboten der umstrittenen Firma Jamba: Der Kunde kauft wie gewohnt ein Produkt und wird damit automatisch Bezieher des ensprechenden Abos. Das Abo ist ein wöchtentliches: Einmal die Woche ist der Kunde verpflichtet, ein Stück seiner Sorte zu kaufen.
Versäumt er dies, wird seine Backware im Restmüll verwertet und ein Bild eines hungernden Kindes aus der Dritten Welt wird in das Fach des Kunden in der Verwaltung gelegt. Sammeln sich so 4 Bilder an, werden diese, gemeinsam mit einer Rechnung über die versäumten Backwaren zuzüglich 20€ Bearbeitungsgebühr (davon 5€ für Brot für die Welt), an den Kunden verschickt. Kauft ein Kunde in einer Woche mehr Backwaren, als für das Abonnement nötig, erhöht sich das Abo automatisch entsprechend.
"In der heutigen, hektischen Welt sind unsere Kunden über jedes Stück Beständigkeit froh. Und gerade dieses bieten wir", freut sich der Meisterbäcker Andreas Arm, "Jede Woche einmal das gleiche zu Essen, das ist ein Luxus, den sonst nur Mensaesser genießen", und bat uns ein Laugenweckle an, das wir gerade noch ausschlugen. Auf die Frage, wie die Kunden denn über die Verpflichtungen aufgeklärt werden, antwortete Arm: "Das läuft alles ganz korrekt ab: Auf jeder der Backwaren ist in einem speziellen Spritz-Guss-Verfahren auf einem kleinen Marzipan-Quadrat unsere AGB abgedruckt. Die geschmackliche Hervorhebung sollte für die gesetzliche Gültigkeit ausreichen."
Kritik an der neuen Vertriebsform kommt aus vielen Ecken. So rief der Chef der Rewe-Gruppe, zu der unter Anderem Penny und miniMal gehört, Dr. E.D. Karninghaus, empört aus: "Wenn wir sowas machen würden, dann würden sich gleich alle ganz arg über uns her machen und uns vor den Kadi oder so zeihen. Das ist voooll gemein." und verkroch sich heulend unter dem Stuhl seiner Sekretärin.
Gesundheits- und Altenverbände dagegen sahen vor allem eine Gefahr für das Wohlergehen der Kunden, die auf das Abonnement reinfallen. Besonders ältere Menschen, die diese Art des Vertriebes nicht aus der Welt der Handys kennen, fallen gerne auf die Lockangebote auf. Das wöchentlich mehrmalige Verzehren von ungesunden Backwaren verursache dann Fettleibigkeit, Herzprobleme und schlechten Atem. Eine deutliche Markierung der Abo-Angeobte als solche sowie den Verkauf von Butterbrezeln etc. auch ohne Abo werden gefordert.
Die Kosten für eine Brezel sind 60¢, 90¢ für die mit Butter, die Käsestange liegt bei 70¢ und das Laugenweckle bei 50¢. Alle 3 Monat gibt es ein kostenloses Schupperabo einer anderen Sorte, ab einem Abo über 10 Stück gibt es 5% Rabatt. (jb/Flattr)